Dieses Projekt, von dem wir Euch heute berichten steht schon seit rund einem Jahr bei uns im Wohnzimmer. Da wir aber erst testen wollten, was gut ist, was weniger gut funktioniert, stellen wir Euch unseren selbstgebauten Kaninchenstall erst jetzt vor.
Einen konkreten Bauplan findet Ihr hier nicht, aber sicher die eine oder andere Anregung, wie Ihr Eure individuellen Vorstellungen umsetzen könnt.
Die Entscheidung, dass zwei Fellnasen bei uns einziehen sollen, war schon lange getroffen, also schauten wir uns im einschlägigen Fachhandel um, was so auf dem Markt erhältlich ist. Das Größte, was wir dort als herkömmlichen Nagerstall gefunden haben, war eine Kunststoffwanne mit Gitter und einer Grundfläche von 60×160 cm, in doppelstöckiger Ausführung endete das Angebot bei 60×120 cm. Grundsätzlich sollten unsere Kaninchen zwar auch außerhalb des Käfigs hoppeln dürfen, aber nach unseren Vorstellungen war die Grundfläche deutlich zu klein. Wir stellten uns für den Kaninchenkäfig eine Grundfläche von ca. 190×90 cm vor, wobei eine Ecke abgeschnitten sein sollte. Die nächste Überlegung war, sich einen Stall aus Holz über das Internet zu bestellen.
Dort waren jedoch die meisten Ställe aus Weichholz, z.B. Kiefer, Möbelbauplatten, OSB und hatten nicht die Anmutung, die wir uns mit in unseren Wohnraum stellen wollten, oder preislich im vierstelligen Bereich. Letzteres wäre zwar auch eine Überlegung gewesen, aber dann wäre der Stall von den Abmessungen her nicht so individuell geworden, wie wir uns ihn für den angedachten Platz vorgestellt hätten.
Also haben wir uns kurzerhand einen groben Plan, wie der Stall aussehen sollte gezeichnet.
Mit diesem „Bauplan“ sind wir dann spontan in den Baumarkt gefahren und haben ein paar Quadratmeter 15mm-Multiplex Buche bestellt, welche uns ein paar Tage später grob zugeschnitten zu Abholung bereit standen. Dabei war von vornherein der Plan, Leisten und Bretter für Türen, Deckel und die Rampe selber aus den Platten zuzusägen.
Bis dahin, haben wir uns noch um weiteres Material und Werkzeug gekümmert.
- rd. 8,5 m² 15mm Multiplex grob zugeschnitten
- Volierendraht mit einer Maschenweite von 12mm oder kleiner
- wasserfester Holzleim
- Schrauben
- Beschläge, d.h. Scharmiere und Riegel
- PVC/Vinyl-Bodenbelag
- Teppichklebeband
- Plexiglasscheiben (8mm XT transparent)
- Alu/Stahl-Profilleisten
- Hartwachsöl, lebensmittelecht
Das Material für den Kaninchenstall
Bei unserer Materialauswahl werdet Ihr Euch sicher Fragen, warum Volierendraht und keinen Hasendraht. Volierendraht gegenüber Hasendraht ist deutlich formstabiler. Durch die kleinere Maschengröße und den größeren Drahtdurchmesser fällt den Kaninchen das Durchnagen des Gittersgeflechtes deutlich schwerer bzw. gelingt Ihnen nicht.
Unsere Werkzeuge für den Bau des Kaninchenstall
- eine Handkreissäge mit passender Führungsschiene und einem zum Material passenden Sägeblatt
- Oberfräse mit Nutfräser-Set
- Schraubzwingen
- Stichsäge
- Akkuschrauber mit Bohrern und (passenden!) Bits für die Schrauben
- Senkkopf
- Stichsäge
- Stechbeitel
- Schleifpapier/Schleifklotz
- Seitenschneider
- Zollstock, Winkel, Bleistift
Der Bau des Kaninchenstalls
Nach unserer Erfahrung mit der selbstgebauten Wandtafel stand fest, dass die staubigen Arbeiten nicht wieder in der Wohnung stattfinden sollten. Also wurde der finale Zuschnitt im viel zu kleinen Keller vorgenommen.
Das Holz war zwar im Baumarkt grob zugeschnitten, aber beispielsweise der Winkelschnitt für die Ecke an unserem Kaninchenstall, wie auch der Zuschnitt der Leisten für die Türen, den oberen Deckel und die Unterzüge unter den beiden Grundplatten für die Etagen ist von uns zugeschnitten worden. Diese Teile konnten im Baumarkt nicht nach unseren Wünschen zugeschnitten werden.
Als erstes haben wir beide Grundplatten mit ein paar Schraubzwingen genau aufeinander gezwingt, so dass wir die Ecke für den Winkel abschneiden konnten. Die 36 mm hat unsere Kreissäge noch ganz gut geschafft. In die obere Grundplatte haben wir mit der Stichsäge zusätzlich noch einen Ausschnitt für die Rampe gesägt.
Danach haben wir die Leisten für die Unterzüge der Grundplatten zugesägt und mit den Grundplatten verleimt und verschraubt. Diese verleihen dem Stall die notwendige Stabilität. Eine dieser Leisten verläuft quer zur Grundplatte und sorgt neben der Stabilität auch dafür, dass die Platte nicht wie eine große Membran wirkt, wenn die Kaninchen mal scharren oder klopfen.
Anschließend sind die zwei Teile der Rückwand und die beiden Seitenteile zugesägt worden. Die beiden Teile der Rückwand sind dabei mit Hilfe der Oberfräse mit Nut und Feder versehen und zusammengesteckt worden.
Die Leisten, an denen die Türen auf der Vorderseite angeschlagen sind, sind ebenfalls von uns passend gesägt worden.
Mit den bisher zugesägten Teilen haben wir den Rohbau des Kaninchenkäfigs aufgebaut, so dass wir Maß für die Türen und den Deckel nehmen konnten. Passend dafür haben wir dann zunächst die Leisten zugesägt, wobei wir diese so geplant haben, dass die senkrecht aufeinander treffenden Hölzer per verleimter Nut-und-Feder Fräsung verbunden haben.
Dort wo Gitter in den Deckel und die Türen des Stalls kommen sollten, haben wir eine Nut in die Leisten gefräst, in die der zugeschnittene Volierendraht eingesteckt wurde.
Den Boden unseres Kaninchenstalls haben wir mit robustem PVC ausgelegt, welches an den Kanten hochgeschlagen und mit einer verzinkten Stahlleiste als Knabberschutz versehen ist. Befestigt ist es in der Fläche als auch an den hochgeschlagenen Kanten mit dem doppelseitigem Teppichklebeband.
Die letzten Details des Kaninchenstalls
Auf der Vorderseite sind jeweils ca. 10 cm hohe Plexiglasscheiben eingelassen, die verhindern, dass Einstreu nach vorne aus dem Stall fällt. An der seitlichen Türe ist dieses Plexiglas rund 20 cm hoch, da dort etwas Zugluft auftreten kann. Diese sind jeweils in eine mit einer Nut versehenen Holzleiste gesteckt, so dass diese jederzeit herausgenommen werden können.
Die Rampe, welche am hinteren Ende des Stalls verläuft, ist am oberen Ende mit einer Einhausung versehen. Dieses Merkmal hat sich als besonders nützlich erwiesen, da unsere beiden Kaninchen in der ersten Zeit bis zur Kastration getrennt gehalten werden mussten. Diese Trennung war so mit einem einfachen Brett und einer Schraubzwinge zu realisieren und beide Kaninchen konnten auf den getrennten Ebenen gehalten werden.
Heuraufe für den Kaninchenstall
Als kleinen Bonus haben wir unseren Fellnasen noch eine Heuraufe aus Multiplex und ein paar 8-mm Bucherundstäben gebaut. Dabei ist besonders darauf zu achtenn, dass die Stäbe weit genug auseinander sind, dass die Kaninchen das heu dazwischen erreichen können, aber eng genug zusammen sind, dass der Kopf nicht dazwischen passt und eingeklemmt werden könnte.
Auch ein Deckel ist wichtig, denn obwohl unsere Heuraufe recht hoch ist, knapp 45cm über dem Etagenboden, wird sie gerne als Aussichtspunkt genutzt.
Hartwachsöl als das perfekte Finish
Einfach unbelassen wollten wir die Oberfläche der Multiplex-Platten nicht, auch wenn diese aufgrund Ihrer wasserfesten Verleimung relativ unempfindlich gegen Nässe sind, aber wirklich Chemie in Form von Lack oder Lasur wollten wir auch nicht verwenden. Aus diesem Grund haben wir uns für ein lebensmittel geeignetes Hartwachsöl entschieden, welches z.B. auch bei Küchenbrettern eingesetzt wird.
Unser Fazit zum DIY Kaninchenstall
Sicher braucht man eine gute Vorstellung davon, wie man mit der Handkreissäge und der Führungsschiene passgenau und wiederholbar zuschneiden kann. Traut man sich dass noch nicht zu, kann man sich ein kleiners Projekt raussuchen und z.B. mit günstigen OSB-Platten üben. Und ja, auch wir haben auch einige Male geflucht.
Aber das fertige Gesamtprojekt kann sich durchaus sehen lassen und sowohl wir, als auch unsere Kaninchen lieben es. Beide Ebenen werden gut angenommen. Vom Stall selber ist bisher kaum etwas angenagt worden.
Ich habe nirgendwo sonst besseren Tips gefunden! Der Artikel hat mir sehr geholfen. Danke für das Mitteilen
Mich würde interessieren, wie viele Stunden du an diesem schönen Kaninchenstall gesessen hast? Leider kann ich das nicht wirklich rauslesen. Ich werde jetzt im Juni auch einen Stall bauen (Gehege ist schon geplant). Vielen Dank für diese Infos.
Hallo Frank,
genau kann ich Dir das leider nicht sagen, aber mit allem drum und dran werden es ca. 15-20 Stunden gewesen sein, wobei ich unter etwas beengten Verhältnissen gewerkelt habe.
Viel Erfolg bei Deinem Projekt.
Gruß
Kai/Unser-Kreativblog
Der Stall ist viel zu klein. Jedes Kaninchen hat einen Platzbedarf von mindestens 3 qm, bei zweien also 6 qm. Wenn die Tiere nicht permanent die Möglichkeit haben, in ein angeschlossenes Gehege zu kommen, ist diese Haltung – so schön der Stall auch aussehen mag – Tierquälerei. Bitte die Kaninchen so nicht halten!
Der Tierschutzbund empfiehlt bei Käfighaltung für zwei Zwergkaninchen eine Fläche von 1,50*0,9m=1,125m². Unser Käfig mit 2 Ebenen mit jeweils rund 1,5m², also rund 3m² liegt deutlich über dieser Empfehlung. Zudem ist der Stall so konstruiert, dass die unteren Türen offen bleiben können bzw. die Kaninchen in einem abgetrennten Bereich des Raumes frei hoppeln können.
Quatsch, der Stall ist völlig ausreichend und ist echt super geworden! Ich finde es sehr schön wieviel Mühe ihr euch gegeben habt. Es gibt genug leute die ihre Kanninchen in kleinen Ställen halten. Das ist doch schon die Luxus-Variante für die kleinen Kanninchen. Viele Grüße
Ohne eine Freilaufmöglichkeit, die die Tiere täglich nutzen können, wäre die Haltung in diesem Stall Tierquälerei…
Wie wir schon oben geschrieben haben, liegt unser Stall schon deutlich über der Empfehlung des Tierschutzbundes, selbst wenn die Tiere nicht die Möglichkeit hätten, sich zwischendurch in einem abgetrennten Bereich des Raumes zu bewegen.
Übrigens, rein gesetzlich wären 0,6m² pro Kaninchen ausreichend, d.h. in dem Stall dürften wir flächenmäßig 4-5 Fellnasen halten, beschränken uns hier aber zum Tierwohl auf zwei.
Ihr Lieben – heute habe ich diese eure Bauanleitung gefunden – richtig toll!
Es ist nicht wahr, dass ein Kaninchen drei qm braucht! Wer könnte sich da in den Städten Kaninchen halten? Und was machen die Bauern oder Menschen auf dem Land, die Kaninchen in bester Qualität als Nahrungsmittel halten?
Tierschutz ist WICHTIG! Aber realistisch sollte er schon bleiben.
Viele Grüße – Tine
sehr informativ danke. wollen demnächst auch einen bauen und brauchen etwas inspiration :)